Veranstaltungen 2010

PraktikerInnen-Seminare zu Trauma assoziierten Störungen

Vertiefungstag

Somatoforme Dissoziation: Wie eine Teilung der Persönlichkeit den Körper beeinflusst

Herr Dr. Ellert Nijenhuis

Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen DSM IV ist das wichtigste Merkmal der Dissoziation eine Störung der normalen integrativen Funktionen von Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Umgebungswahrnehmung.

Im Einklang mit dieser Definition ordnen viele Publikationen der Dissoziation vier Symptom-Cluster zu: Dissoziative Amnesie, Depersonalisation, Derealisation und Identitätskonfusion/ Identitätsspaltung.

Die bekannten Selbstberichtsmaße für Dissoziation konzentrieren sich auf diese Cluster, die man zusammenfassend als psychoforme Dissoziation bezeichnen kann. Dabei wird häufig übersehen, dass sich die Dissoziation auch auf den Körper auswirkt.

Aktuelle Untersuchungen und klinische Beobachtungen bestätigen die im 19. Jahrhundert gewonnene Erkenntnis, dass die Hysterie (d.h. dissoziative Störungen) ein großes Spektrum somatoformer Symptome umfasst. Heute werden diese Symptom-Cluster als Dissoziation bezeichnet.

Das Seminar beinhaltet:

  • eine Klärung der Bedeutung des Phänomens Dissoziation sowie der psychoformen und somatoformen dissoziativen Symptome;
  • einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Thema somatoforme Dissoziation unter Einbeziehung der Verbindungen zwischen somatoformer Dissoziation und Traumatisierung;
  • eine Erklärung des Wesens der somatoformen Dissoziation, sowie
  • die Behandlung der somatoformen Dissoziation.

Theorie und Behandlungstechniken werden anhand von Vorträgen, Video-Demonstrationen
und Rollenspielen vermittelt.

Dr. Ellert Nijenhuis - klinischer Psychologe, Psychotherapeut und Forscher – arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit chronisch traumatisierten PatientInnen und ist einer der weltweit führenden Dissoziationsforscher. Er promovierte am Medical Department of the Vrije Universiteit Amsterdam über die "Somatoforme Dissoziation". Zusammen mit Prof. Onno van der Hart und Kathy Steele entwickelte er die "Theorie der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit". Für seine außergewöhnlichen Beiträge zu Diagnose, Behandlung, Forschung und Ausbildung im Bereich der dissoziativen Störungen erhielt er 2002 den Rang eines Fellows und wurde 2004 von der Königin der Niederlande zum Ritter geschlagen. Er arbeitet im Outpatient Department of Psychiatry of Mental Health Care Drenthe (Assen, Niederlande), wo er sich insbesondere der Diagnose und Therapie von schwer traumatisierten PatientInnen widmet. Er hat zahlreiche klinische und wissenschaftliche Beiträge zu diesem Thema in Zeitschriften und Büchern veröffentlicht, zuletzt „Das verfolgte Selbst“.